Karolinum

Das Karolinum befindet sich auf dem Obstmarkt in der Altstadt. In seiner Nähe befindet sich zum Beispiel das Ständetheater.

Als Karl IV. am 7. 7. 1348 die Universität gründete, die erste im böhmischen Königreich, hatte die Universität kein eigenes Verwaltungsgebäude. Die Studenten wohnten bei ihren Professoren und speisten auch mit ihnen. Die Vorlesungen fanden entweder privat statt, oder in Kirchen und Klöstern. Erst später entstanden eigene Universitätsgebäude, eines davon eben das Karolinum.

Das Karlskollegium wurde im Jahre 1366 gegründet und im Jahre 1386 erhielt es Obdach im  gotischen Patrizierhaus von Johlin Rotlev, dem königlichen Münzmeister, der sein Haus König Václav IV. schenkte. Der König schenkte dieses und noch Nachbarsgebäude dem Karlskollegium, das zu dieser Zeit in einem zu kleinen Gebäude am Rande des jüdischen Viertels siedelte.

Im neuen Objekt wurde auch die Universitätskapelle und der grosse Saal, die sogenannte Aula Magna, errichtet, die zu feierlichen Versammlungen diente. Die bestehenden Gebäude wurden schrittweise erweitert und vergrössert. Es kamen auch Hörsäle, Wohnungen für Professoren, Bäder, aber auch ein Gefängnis dazu. Im Jahre 1611 kam es zu einer Vereinheitlichung aller Kollegien in die Gebäude des Karolinums.

Das heutige Aussehen des Karolinums stammt hauptsächlich vom barocken Umbau im 18. Jahrhundert, den František Maxmilián Kaňka ausführte. Wir finden aber heute auch noch eine ganze Reihe gotischer Elemente, zu zuletzt aufgedeckt wurden. Zum Beispiel sind vom ursprünglichen Rotlev-Haus noch eine Laube und ein schöner gotischer Erker aus dem 14. Jahrhundert erhalten. Mit ihm lässt sich vielleicht nur der Erker des Altstädter Rathauses vergleichen.

Eine umfassende Rekonstruktion durchlief das Karolinum erst nach dem 2. Weltkrieg und diese betraf nicht nur alleine die historischen Gebäude des Karolinums, sondern auch weitere 17 angebundene Gebäude.

So zum Beispiel das Buquoyský-Palais und das Opitz-Haus sowie das sogenannte Stokhaus. Später wurde der Innenhof in den ursprünglichen gotischen Zustand mit Ziegelarkaden und offenen Gängen zurückversetzt. Neu wurde hier eine Büste von Jan Hus von Karl Lidicky aufgestellt.

In den 60er Jahren wurde ein neues Eingangsgebäude erbaut und der Ehrenhof umgebaut, der einen neuen Brunnen erhielt.

Der Hauptraum des Karolinums ist bis heute die Grosse Aula, wo feierliche Versammlungen und die Promotion von Studenten stattfinden.Die Aula, die in der neueren Geschichte noch vergrössert wurde, hat eine wellenförmige Decke, dank derer sie eine ausgezeichnete Akustik hat.

In den Kronleuchtern sind Heizkörper und Lautsprecher versteckt untergebracht. An der Hauptwand hängt ein Gobelín von Vladimía Sychra aus dem Jahre 1947, der Karl IV. abbildet, wie er vor dem Fürsten Wenzel kniet. Dieses Motiv trägt das Universitätssiegel. Die Aula verziert auch eine überlebensgrosse Bronzestatue von Karl IV.

Über der Empore befindet sich ein kleines gotisches Portal, das zu mehreren Kammern führt, in einer von ihnen befinden sich versteckt Wertpapiere, Siegel und Insignien – hoheitliche Universitätszeichen. Auf der anderen Seite der Aula befindet sich wieder eine kleine Kapelle. Das Karolinum ist ein nationales Kulturdenkmal.

Interessantes:

Die Gebäude des Karolinums waren in der Vergangenheit Zeugen vieler wichtiger Ereignisse und wurden von vielen wichtigen Persönlichkeiten besucht. Es wirkte dort zum Beispiel Meister Jan Hus als Professor und Rektor, der in der Aula des Karolinums gegen den Verkauf päpstlicher Ablässe auftrat. Die Universitäts-Meister nahmen auch an der Verkündung der Vier Prager Artikel, der husitischen Reformforderungen, im Jahre 1420 teil.

Im Karolinum fand auch mehrmals die Landesversammlung statt und im Jahre 1618 begaben sich die böhmischen Stände vom Karolinum aus auf die Prager Burg, wo sie den Fenstersturz der Statthalter Slavata und Martinic ausführten.

Man kann sagen, dass die Universität zu einem Zentrum für Reformbewegungen wurde. Leider wurde sie dafür nach der Niederlage der Ständearmee auf dem Weissen Berg auch bestraft. Sie wurde vom siegreichen Ferdinand II. den Jesuiten übergeben, die sie mit dem Klementinum, ihrem Kollegium, zusammenlegten. 

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