Ständetheater

Das Gebäude des Ständetheaters befindet sich in der Altstadt in der Nähe des Sitzes der Karlsuniversität. Der aufklärerische Graf Franz Anton Nostic-Rieneck, Patriot und Deutsch-Prager liess dieses auf eigene Kosten errichten. Er benutze dafür ein eigenes Grundstück und holte sich die Genehmigung von Kaiser Josef II. ein, der diese auch gegen die Proteste der Eigentümer der umliegenden Gebäude, der Karlsuniversität und der Stadt, der das Theater v Kotcích gehörte und die Konkurrenz fürchtete, erteilte.

Der Bau dauerte fast zwei Jahre, von der Grundsteinlegung am 7. Juni 1781 bis zur feierlichen Eröffnung am 21. April 1783. Erwähnenswert ist, dass beim Aushub des Fundaments ein kleines Gefäss mit Silbermünzen gefunden wurde. Dies wurde zweifellos als gutes Zeichen bewertet. Das Gebäude im klassischen Stil wurde vom Architekten Antonín Haffenecker errichtet und blieb als eines der wenigen fast im Originalzustand erhalten.

Auch wenn im Theater vor allem deutsche Aufführungen, Schauspiele und Opern stattfanden, wurden auch manchmal tschechische Stücke aufgeführt, so z.B. im Jahre 1785 die erste tschechische Aufführung von Odběhlec z lásky synovské. Etwas später fand hier auch die erste tschechische Vorstellung von Břetislav und Judith von Václav Thám statt.

Der Erbe des Theaters, der Graf Bedřich Nostic, schenkte das Theater den tschechischen Ständen, woher auch die Bezeichnung des Theaters stammt, das ursprünglich Königliches Ständetheater hiess. Tschechische Vorstellungen fanden nur an Feiertagen und an Sonntagen statt, ansonsten wurde deutsch und italienisch gespielt. Tschechische Vorstellungen wurden bis zum Jahre 1862 in tschechisch aufgeführt. Damals wurde das Prozatímní-Theater gebaut, dank dessen sich das tschechische Theater emanzipieren konnte.

Im Jahre 1920 übernahmen tschechische Theaterleute gewaltsam das Ständetater, womit der Präsident der neu enstandenen Republik, T.G.Masaryk, nicht einverstanden war und aus Protest das Theater niemals wieder betrat. In diesem Jahr wurde das Ständetheater auch offiziell in Nationaltheater umbenannt. Nach der Unterbrechung während der Besatzungszeit benutzte man wieder die Bezeichnung Ständetheater.

Autor der ursprünglichen Innenausstattung war Jan Jakub Quirin Jahn und Autor der Vorhänge aus dem Jahre 1804 war Josef Bergler. Die letzte Generalsanierung fand in den Jahren 1983 – 1991 statt, während der der gesamte Bau verstärkt wurde und die Malereien erneuert wurden. Es wurde empfohlen bei der Sanierung die Originalmaterialien einzusetzen, um nicht die hervorragende Akustik zu stören. Die ursprünglichen Gas-Luster wurden durch elektrifizierte Kopien ersetzt. Dank der Sanierung hat das Theater heute 664 Sitzplätze und 40 Stehplätze.

Interessantes:

In die Geschichte des Theaters schrieb sich besonders Wolfgang Amadeus Mozart ein. Dieser dirigierte hier im Jahre 1787 Die Hochzeit des Figaro, und am 29. Juni 1787 führte er hier die Weltpremiere der Oper Don Giovanni auf. Diese Oper widmete Mozart auch den Pragern. Mozartopern wurden auch noch in anderen Jahren aufgeführt.

Im Jahre 1828 gab insgesamt sechs Mal der Geigenvirtuose Paganini ein Konzert im Theater. Im Ständetheater hatte im Jahre 1834 auch das Stück Fidlovačka von J. K. Tyla Premiere, bei dem das Publikum zum ersten Mal die Gelegenheit hatte, das Lied Kde domov můj von František Škroup zu hören. Wegen seiner Beliebtheit wurde es später als Nationalhymne ausgewählt.

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