Die St.-Martins-Rotunde finden wir auf dem Wyschehrad, wo sie schon seit der 2. Hälfte des 11. Jahrhunderts steht. Es liess sie der erste böhmische König Vratislav I. erbauen und sie diente wahrscheinlich als Pfarrkirche für die Vorburg von Vyšehrad.
Während der Hussitenkriege wurde sie als einzige zusammen mit der St.-Peter-und-Paul-Kirche nicht beschädigt. Nach dem Jahre 1650, als unter Ferdinand III. aus dem Vyšehrad eine militärische Festung zu erwachsen begann, wurde die Rotunde in ein Pulverlager verwandelt. Auch im Jahre 1841 drohte ihr die Zerstörung, als sie die Verkehrsverbindung zwischen Pankrác und der Neustadt behinderte. Dank Graf Chotek wurde sie erhalten.
Die Erneuerung und damit die Rettung der Rotunde veranlasste das Vyšehrader Kapitel, welches sie im Jahre 1875 kaufte. Den Entwurf für Ihre Erneuerung arbeitete der Architekt Antonín Baum aus, und an den Innenmalereien beteiligten sich bekannte Maler ihrer Zeit. Das Altarbild ist von František Sequense. Das heutige Aussehen ergab sich durch mehrere weitere Rekonstruktionen.
Der Durchmesser der Rotunde beträgt 650 cm und das romanische Mauerwerk hat eine Stärke von 95 - 97 cm. Der Eingang zur Rotunde war ursprünglich im Westen. Das Dach wird von einer sogenannten Luzerne mit Halbmond und Kreuz abgeschlossen, die Täfelung ist mit Stanzungen verziert.
Wer sich das nichtromanische Portal betrachtet, findet dort eine eingemauerte Kanonenkugel von der Belagerung Prags durch die Preussen im Jahre 1757.
Die Rotunde gehört heute der Römisch-katholischen Kirche bei der St.-Peter-und-Paul-Kirche auf dem Vyšehrad und sie wird vom Vyšehrader Kapitel verwaltet.
Interessantes:
Die St.-Martins-Rotunde stellt den ältesten erhaltenen Bau auf Vyšehrad und die älteste Rotunde in Prag dar. Die St.-Longinus-Rotunde und die Heiligkreuz-Rotunde sind jüngeren Datums.
