Das Theater Na Vinohradech befindet sich am Friedensplatz in direkter Nachbarschaft zur Kirche St. Ludmilla und dem Nationalgebäude Na Vinohradech. Seine Bezeichnung trägt es seit dem Jahr 1966.
Der Entstehung des steinernen Theaters Na Vinohradech gingen viele Theatervereine voraus, die auf hölzernen Bühnen aufführten. Gleichzeitig sollte neben dem Nationaltheater ein zweite Bühne entstehen, wo Vorführungen in tschechischer Sprache stattfinden sollten. Die Vinohrader Darlehenskasse kaufte zum Bau der Theaters den Eichman-Garten, welchen es dann der Stadt schenkte. Die architektonische Ausschreibung im Jahre 1902 gewann der Vorschlag des Ing. Architekten Alois Čensky. Obwohl es sich in seinem ursprünglichen Entwurf um einen Neorenaissance-Bau handelte, wählte er letztlich eine Jugendstil-Ausführung.
Der Bau des Theaters erfolgte in den Jahren 1905 bis 1907 unter der Bauleitung von Jan Majer und Josef Veselý. Um die bildhauerische Ausgestaltung der Fassade kümmerte sich Milan Havlíček, auf der Terrasse des zweiten Stocks entwarf sie Bohumil Kafka (die vier Allegorien Tragödie, Balett, Oper und Komödie). Für weitere Verzierungen stand mit seinem Namen der Bildhauer Antonín Popp sowie Antonín Máry.
Die malerische Ausgestaltung des Theaters erstellte František Urban, der die Decke des Theaters mit dem Thema "Huldigung der Künstler der Heimat" gestaltete. Der Vorhang ist eine Arbeit von Vladimír Župansky, dieser wurde aber in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts abgenommen und im Depot des Städtischen Museums eingelagert.
Die feierliche Eröffnung fand im Jahr 1907 zu den Tönen der ‚Moldau‘ von Smetana statt. Es wurden Szenen von Viktor Dyk und Lothar Suchý und der Legende Godiva von Jaroslav Vrchlický aufgeführt. Das Theater hatte ein ständiges Schauspiel- und Opern- Ensemble.
Um den Ruhm des Theaters hatte sich in der Zeit der ersten Republik vor allem der Theater-Regisseur und Dramaturg Karel Hugo Hilar Verdienste erworben. Im Jahre 1922 durchlief das Theater eine Modernisierung und bald danach bekam seine Bühne einen runden Horizont, eine neue Beleuchtung und ein bewegliches Portal. Einige Jahre danach wurden die Bühne, der Orchestergraben, und der eiserne Vorhang rekonstruiert. Das Theater hatte 1060 Sitzplätze, 48 Logensitzplätze und 180 Stehplätze.
In der grossen Halle im 1. Stock finden wir die Büsten grosser Künstler, die besonders mit dem Theater Na Vinohradech verbunden waren. Unter allen ragt die Büste von Karel Čapek des Bildhauers Karel Dvořák hervor, die Olga Scheinpflugová dem Theater widmete. Weiter handelt es sich um Büsten von František Langer und Jiří Frejka, die Jan Kodet entwarf.
Die Büste der Schauspielerin Anna Letenska wiederum erinnert an deren Heldentat, bei der sie zusammen mit ihrem Ehemann gesuchte Teilnehmer am Heydrich-Attentat versteckte. Sie wurde dafür später hingerichtet.
Während der Nazi-Besatzung in den Jahren 1941 bis 1942 war das Theater geschlossen und im Jahre 1945 wurde es bei einem alliierten Luftangriff getroffen und beschädigt, genauso wie zum Beispiel das Altstädter Rathaus.
Interessantes:
An der Hauptfassade finden wir auf Pylonen gesetzt die monumentale Allegorie Aufrichtigkeit und Wahrheit des Bildhauers Havlíček. Es handelte sich damals wahrscheinlich um das grösste plastische Kunstwerk an einer Fassade. Es hatte eine Höhe von 7 m, und wog zusammen 36 Tonnen, wurde aber im Jahre 1994 durch eine Kopie ersetzt, da sie in einem beschädigten Zustand war.
Es ist aber möglich, dass damals die Kopie einer Kopie angefertigt wurde, denn die ursprünglichen Statuen waren schon im Jahre 1938 in einem schlechten Zustand, und wurden durch eine Kopie aus Kunststein des Restaurators Rudolf Vlach ersetzt.