Das Neustädter Rathaus befindet sich am Karlsplatz in der Neustadt. Der Baubeginn des Rathauses war kurz nach Gründung der Prager Neustadt durch Karl IV. im Jahre 1348. Als Verwaltungssitz der Prager Neustadt war es bis zum Jahre 1784 in Betrieb, als alle vier Städte verbunden wurden und die Verwaltung in das Altstädter Rathaus verlegt wurde.
Im Jahre 1419 wurde das Rathaus zum Ort des ersten Prager Fenstersturzes. Damals warfen Anhängergruppen unter Leitung von Jan Želivský den Bürgermeister, zwei Schöffen und einige Stadtbürger aus dem Fenster. Diese starben unter den Hieben und Schlägen der Menschenmenge. Dieses Ereignis leitete die husitischen Revolution ein. Im Jahre 1609 versammelten sich im Rathaus die tschechischen Stände, um Kaiser Rudolf II. zu veranlassen, ein Majestat zur Glaubensfreiheit herauszugeben. Nach dem Jahre 1784 befand sich im Neustädter Rathaus das Landesstrafgericht.
Ausserdem wurde das ursprüngliche Rathausgefängnis, bezeichnenderweise auch Prager Bastille genannt, vergrössert. Hier waren zum Beispiel auch Jan Sladký Kozina, der Führer des Chodover Aufstandes, und die Teilnehmer der Revolution von 1848 gefangen und hier fand auch der Prozess gegen die Teilnehmer der Bewegung Omladina statt.
Das Rathaus besteht aus der Vereinigung einiger mittelalterlicher Häuser verschiedenen Alters. Das älteste Objekt in Richtung Vodičkova-Strasse datiert aus dem Jahre 1377, der Flügel in Richtung Karlsplatz aus der Zeit zwischen den Jahren 1411 bis 1416. Der ältere Teil wurde im Renaissance-Stil von Bonifác Wohlmut nach dem Jahre 1559 umgebaut. Innen befindet sich der ursprünglich überwiegend gotische Saal, Mázhaus, mit Kreuzrippengewölbe. Dabei handelt es sich um das höchste Gewölbe im weltlichen Bereich.
Der grösste und interessanteste Umbau des Rathauses fand Anfang des 20. Jahrhunderts unter der Leitung von Antonín Wiehl und Kamil Hilbert im Geiste der Säuberung des Baus von späteren Stilformen und der Rückführung in den Renaissancestil der 1. Hälfte des 16. Jahrhunderts. Der grösste Raum im Rathaus ist der Konšelský Saal, wo abwechselnd 5 verschiedene Räte tagten.
Die Ecke mit dem gotischen Turm stammt aus der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts, hat Fenster aus der Hochrenaissance und der Wandelgang der Turmes und das Dach stammen aus dem 18. Jahrhundert. Der Turm misst 42 m und in ihm befinden sich 221 Stufen, er ist für die Öffntlichkeit zugängig. Im Inneren des Turmes befindet sich eine ursprünglich gotische, später barockisierte, Kapelle.
Im Neustädter Rathaus befinden sich heute Ausstellungs- und Konzerträume,er dient gesellschaftlichenVeranstaltungen und der Durchführung von Hochzeiten. Die letzte Rekonstruktion erfolgt in den Jahren 1976 bis 1996 und seit dem Jahre 1962 ist es ein nationales Kulturdenkmal.
Interessantes:
Auf dem Turm wurde im Jahre 1668 ein gemalter Orloj angebracht, der dann Ende des 18. Jahrhunderts entfernt wurde. An der Ecke können Sie die sogenannte Prager Elle finden (59,14 cm), die dem öffentlichen Messen diente.