Das Náprstek-Museum finden wir am Bethlehemsplatz in der Altstadt. Ursprünglich standen an seiner Stelle einige mittelalterliche Häuser in denen Bier gebraut wurde.
Im Jahre 1567 kaufte Vaclav Krocín aus Drahobejle ein Haus, verband es mit zwei benachbarten und liess es als Renaissance-Stadthaus umbauen. Man kann sagen, dass das heutige Haus u Halánků sich trotz des Umbaus im 18. Jahrhundert im originalen Haus aus dem 16. Jahrhundert befindet.
Das Haus ist nach Jan Halánek aus Jičín benannt, der es ab dem Jahre 1676 besass. Hier wurde Bier gebraut und Weinbrandt gebrandt. Baulich handelt es sich um ein einstöckiges Haus mit Mansardendach. Am Haus finden wir noch immer über dem Portal die Aufschrift: "U Halánků, Brauerei und Weinbrandmanufaktur".
Im Jahre 1826 kauften die Eltern von Vojta Náprstek das Haus, das Ehepaar Fingrhut, deren nichteingedeutscher Name Náprstek lautet. Es war dann eben dieser jüngere Sohn der Naprstek, der bedeutenden Einfluss auf die Geschichte dieses Hauses hatte.
Dieser ging nach Abschluss des Rechtsstudiums in Wien nach Amerika. Nach 10 Jahren kehrte es zurück, und gründete in dem Haus eines der ersten Prager Kultur- und Gesellschaftszentren. Hier hatten bekannte Persönlichkeiten ihrer Zeit ihre Aufführungen, wie z.B. Julius Zeyer, Jaroslav Vrchlický, Josef Václav Sládek, Jan Evangelista Purkyně und andere. Vojta Náprstek wurde auch Gründer des Tschechischen Touristenvereins und hielt weiter Kontakt zu den Landsleuten in Amerika.
Im Jahre 1862 richtete Vojta Náprstek das Tschechische Industriemuseum im HausU Halánků ein und bald konnte es sich ausser an technischen Exponaten auch an etnografischen und künstlerischen Sammlungen rühmen. Diese stammten von seinen eigenen Reisen durch die Welt, aber auch aus Geschenken, z.B. von Emil Holub. Teil des Museums wurde auch eine Spezialbücherei.
Nachdem der Ausstellungsraum nicht mehr ausreichte, baute Náprstek hinter dem Haus ein dreistöckiges Gebäude hinzu. Im Jahre 1933 übernahm das Nationalmuseum das Náprstek-Museum unter seine Verwaltung und blieb bis heute dessen Verwalter. Ab dem Jahre 1945 orientierte sich das Náprstek-Museum einzig auf aussereuropäische Kultur.
Interessantes:
Vojta Náprstek war auch ein Unterstützer der Frauenemanzipation. Im Haus U Halánků gründete er den Amerikanischen Klub Tschechischer Damen. Dieser arrangierte für seine Mitglieder verschiedene Ausflüge, Vorträge aber auch Vorführungsveranstaltungen. So lernten die tschechischen Frauen viele moderne Hilfsmittel für den Haushalt, wie Waschmaschine, Kühlschrank, Bügeleisen, aber auch Näh- und Druckmaschinen, kennen.
Den Klub führten viele bekannte Frauen, wie die Schriftstellerinnen Karolina Světlá und Žofie Podlipná oder Gräfin Jenny Taxisová.