Den Alten Königspalast finden wir im III.Hof der Prager Burg und er stellt, ähnlich wie der Neue Königspalast, eine Reihe mehrerer Bauten verschiedenen Alters und Nutzung dar. Auf jeden Fall handelt es sich um einen Komplex, der als herrschaftlicher Sitz auf den unterirdischen romanischen Fundamenten, über dem romanischen Soběslav-Palast aus dem 12. Jahrhundert, entstand.
Im Gotischen Geschoss im 1. Untergeschoss des heutigen Palastes finden wir Arkaden aus der Zeit Karl IV., den Raum der Alten Landtafel aus der Zeit Přemysl Otakar II., wo Eigentumseintragungen des Adels und Urteile des Landgerichts aufbewahrt wurden. Weiter finden wir hier den Königsaal, die Alte Registratur der Tschechischen Kammern, und durch einen Durchgang gelangen wir in den Säulensaal Václav IV., der früher gewissermassen die königliche Wohnung war. Auf dieser Ebene befindet sich auch der Raum der Höfischen Tafel, die schon mit einem Renaissancegewölbe überwölbt ist.
Die Besucher des gotischen Geschosses können sich hier eine Dauerausstellung mit der Bezeichnung Geschichte der Prager Burg ansehen.
Auf Ebene der Repräsentationsetage des Alten Königspalastes finden wir noch den Vorsaal und das Grünen Raum, wo kleinere Gerichte tagten, später das Hof- und Kammergericht. Ein weiterer Raum ist der kleine Vladislav-Audienzsaal.
Der wertvollste Raum ist hier der Vladislav-Saal, benannt nach Vladislav Jagellonsky, der diesen in den Jahren 1492 - 1502 vom Architekten Benedikt Ried erbauen liess. Der Saal war zunächst für Ritterturniere (zum Saal führt eine spezielle Reitertreppe), Bälle, aber auch Versammlungen, Gerichte, Märkte, Bewirtungen u.ä. bestimmt. In der heutigen Zeit finden hier vor allem Präsidentenwahlen statt.
Vom Vladislav-Saal hat man Zugang zum im Renaissancestil erbauten Ludwig-Flügel aus dem 16. Jahrhundert und in diesem finden wir die Räume des Böhmischen Büros, aus dessen Fenster der Statthalter und Sekretär beim 2. Prager Fenstersturz geworfen wurden. Obwohl den Hinausgeworfenen nichts ernsthaft passierte, verursachte diese Aktion im Jahre 1648 den böhmischen Ständeaufstand und den 30jährigen Krieg. Einen Stock darüber finden wir den Renaissance-Raum des Reichshofrats.
Dem alten Königspalast benachbart ist der enge Theresianische Flügel, welchen Maria Theresia erbauen liess, um damit den Ludwig-Flügel und die Adelsverwaltung zu verbinden.
Aus dem Vladislav-Saal hat man ebenso Zugang zur Neuen Landtafel, dem Landtag aus der Mitte des 16. Jahrhunderts, wo sich der König, der Erzbischof und die Angehörigen der Kirche mit den Vertretern des Herren- und Ritterstandes, den Vertretern der Königsstädte und anderen trafen.
Erwähnenswert ist noch die Kirche Allerheiligen, die nochPetr Parléř im 14. Jahrhundert erbaute. Das heutige Aussehen ist das Ergebnis einer Renaissance-Erneuerung im 16. Jahrhundert und der Verbindung mit dem Vladislav-Saal.
Interessantes:
Der Vladislav-Saal war in der Zeit seiner Erbauung der grösste weltliche Raum in ganz Prag. Er mass 62 x 16 x 13 m. Bemerkenswert ist das spätgotische Netzgewölbe in Sternform, dessen Rippen schon keine Tragefunktion mehr haben, sondern rein dekorativ sind. Ausserdem sind die Fenster des Saals, die mehr als 5 m gross sind, der erste Ausdruck der Renaissance bei uns.