Das Kinský-Palais, auch Golz-Kinský genannt, befindet sich am nordöstlichen Rand des Altstädter Rings. Es handelt sich um ein Rokoko-Gebäude, über dessen Autor gestritten wird. Entweder war Anselmo Lurago oder K. I. Dientzenhofer Autor des Bauprojekts. Der Bau entstand in den Jahren 1755 - 1765 für Jan Arnošt Golz und verschluckte zwei ursprüngliche Häuser. Nach dem Tod des ersten Besitzers kaufte František Oldřich Graf Kinský das Palais und es wurde innerhalb des Geschlechts über die Generationen bis zum Jahre 1945 vererbt. Ab dem Jahre 1836 wurde das Palais einem grossen Umbau unterzogen, als das Nachbarhaus dem Gebäude angeschlossen wurde und die Innenräume im Stil des Empire-Klassizismus erneuert wurden.
Autor der Skulpturen-Dekoration der Fassade war Ignaz Franz Platzer, der hier die Allegorie Die Lebenden und die antiken Gottheiten schuf.
Die letzte grosse Rekonstruktion erfolgte in den Jahren 1995 – 2000. Dabei wurde die Kinský-Bibliothek restauriert und die einmaligen romanischen und gotischen Keller wurden derÖffentlichkeit zugänglich gemacht. Der Besucher kann sich heute im Palais die Dauerexposition der Nationalgalerie betrachten, die sogenannte Kunst der Alten Welt. Weiter kann er im Kafka-Buchladen Bücher kaufen oder die einmalige Ausstellung Unter der Wasseroberfläche der Moldau besuchen.
Das Kinský-Palais gehört zu den nationalen Kulturdenkmalen.
Interessantes:
Das Palais wurde zum Geburtsort der ersten Trägerin des Friedensnobelpreises, Berta Suttner-Kinsky. Im zweiten Stock des Palais hatte auch ein deutsches Gymnasium seinen Sitz, auf das in den Jahren 1893-1901 der junge Franz Kafka ging, und dessen Vater hatte im Erdgeschoss ein Kurzwaren-Geschäft, mehr dazu bei unserer Führung Auf den Spuren von Franz Kafka. In der neueren Geschichte hatte bis 1929 die Polnische Botschaft ihren Sitz im Palais.
Der Balkon des Kinský-Palais wurde am 25. Februar 1948 auch Zeuge einer unrühmlichen Rede von Klement Gottwald, bei der die Etappe der unfreien Tschechischen Republik eingeleitet wurde.