Das Haus zur steinernen Glocke stellt die selten erhaltene gotische Palastarchitektur im Turmstil dar. Das Gebäude des Hauses befindet sich auf der östlichen Seite des Altstädter Rings in Prag. Seine Geschichte reicht bis zur 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts. Der älteste Teil des Hauses blieb in den Kellerräumen und im Erdgeschoss des südlichen Flügels erhalten. Das Gebäude des Hauses zählt aufgrund seines Alters und seiner Einzigartigkeit zu den sehenswertesten Prager Denkmälern.
Die gotische Hausfrontseite mit ihrer reichhaltigen Ausschmückung entstand etwa im ersten Viertel des 14. Jahrhunderts, also vor dem Wirken von Peter Parler in Prag. Der Name Zum steinernen Glocke taucht zum ersten Mal erst im Jahre 1417 auf und das Haus erhielt diesen Namen nach der steinernen Glocke, die an der Hausecke zu sehen ist. Die Glocke ist wahrscheinlich eine Erinnerung an die historischen Ereignisse im Jahr 1310. Damals gab angeblich der Kaplan der Premyslidin Elisabeth von Böhmen Berenger mit der Glocke Johann von Luxemburg ein Signal, dass er mit seinem Heer kommen, Elisabeth die Premyslidin abholen und also die Altstadt ohne Gewalt besetzen kann.
Das Haus wurde wahrscheinlich als Palast für die königliche Familie, also vor allem für die Premyslidin Elisabeth von Böhmen erbaut. Obwohl aus dieser Zeit keine schriftlichen Dokumente zur Verfügung stehen, deutet der Charakter der Ausschmückung durch Statuen, die sich in Fragmenten erhalten hat, darauf hin.
Im Jahre 1363 ging das Haus ins Eigentum eines Altprager Bürgers über. Aufgrund nachfolgender Umbauten des Hauses kam es zur wesentlichen Veränderung seines gotischen Charakters, insbesondere wegen des Umbaus im Barockstil im Jahre 1685.
Das heutige Aussehen des Gebäudes ist das Ergebnis einer umfangreichen Renovierung seit dem Jahr 1961, als beschlossen wurde, dem Haus sein ursprüngliches gotisches Aussehen zurückzugeben. Die Arbeiten waren sehr anspruchsvoll und erfolgten langsam, man musste nämlich aufpassen, dass die wertvollen gotischen Bestandteile des Bauwerks nicht beschädigt werden. Vor dem Haus auf dem Altprager Ring entstand sogar eine Steinmetzhütte, wie es wahrscheinlich auch im 14. Jahrhundert war.
Durch die Renovierung wurden die späteren drei Stockwerke entfernt und zwei gotische Stockwerke wiederhergestellt, das Barockdach wurde durch das ursprüngliche Meißeldach ersetzt, die vermauerten gotischen Fenster wurden renoviert und die Originalgemälde restauriert.
Das Haus zur steinernen Glocke wurde im Jahre 1988 wiedereröffnet. Derzeit hat hier die Galerie der Hauptstadt Prag ihren Sitz und im Haus werden temporäre Ausstellungen zeitgenössischer Kunst und Konzerte veranstaltet. Im Untergeschoss befindet sich das Lapidarium mit den erhaltenen Fragmenten des ursprünglichen Bauwerks.
Interessantes:
Im Haus zur steinernen Glocke wohnte wahrscheinlich der Königssohn Karl, der spätere Kaiser und König Karl IV. nach seiner Rückkehr nach Böhmen im Jahre 1333. Damals war es wahrscheinlich der einzige würdige Ort zum Wohnen, die Prager Burg befand sich nämlich in keinem guten Zustand.