Das Goldene Gässchen befindet sich auf dem Areal der Prager Burg. Sie führt von der nördlichen Befestigung in Richtung des alten Burggrafensitzes. Es handelt sich um einen wirklich malerischen Ort, geformt von einer Reihe kleiner Häuschen hineingedrängt in den Burgbogen der nördlichen Verteidigungsmauer, die Benedikt Ried um das Jahr 1500 erbaute. Über den Häuschen erstreckt sich der Verteidigungsgang zwischen dem Daliborturm und dem Weissen Turm. Früher hiess es Goldschmiede-Gässchen, wahrscheinlich nach der Behausung der Goldschmiede, die dort wohnten.
Die Geschichte des Goldenen Gässchens reicht bis ins 16. Jahrhundert zurück, als hier Notbehausungen wuchsen. Später fragten die Burgschützen Rudolf II., ob sie sich den Bogen der neu aufgebauten Mauer vermauern und sich dort ansiedeln dürfen. Noch später wohnten hier wieder die Armen. Als Behausung dienten die Häuschen bis zum Ende des 2. Weltkriegs.
Vom Goldenen Gässchen kann man in Richtung Osten auf die Terrasse der spätgotischen Befestigung zwischen Dalibor-Turm und Schwarzem Turm gehen. Den westlichen Zipfel des Gässchens schliesst der walzenförmige Weisse Turm ab, dessen unterer Teil als Folterkammer und Gefängnis diente. Hier verbrachte auch der Alchemist Edward Kelly einige Zeit.
Die komplette Rekonstruktion des Goldenen Gässchens wurde im Jahre 2011 abgeschlossen, der Besucher findet also heute 16 Häuschen vor und in 9 von denen ist eine Dauerausstellung untergebracht, die das Leben im Gässchen während der 500 Jahre ihrer Besiedelung dokumentiert.
Ausser vom schon angesprochenen Alchemisten erzählen die Häuschen die Geschichten ihrer wirklichen Bewohner. Wir finden hier z.B. die Heimstätte der sogenannten Roten Schützen, den ältesten Bewohnern des Gässchens, deren Aufgabe es war die Burgtore zu bewachen. Weiter kann man die Werkstatt eines Goldschmieds sehen, eine Schenke, das Häuschen einer Kräuterfrau, das Heim von Hellseherinnen und Kartenlegerinnen oder eines Amateurfilm-Historikers, der hier Kopien historischer tschechischer Filme in der Zeit der deutschen Besetzung versteckte.
In weiteren 7 Häuschen kann man verschiedene Souvenire tschechischer Provenience finden, wie z.B. Holzspielzeug, Keramik, Schmuck, Bücher und vieles andere.
Interessantes:
Der mit absoluter Sicherheit berühmteste Bewohner des Goldenen Gässchens war Franz Kafka, der im Haus Nr. 22 im Jahre 1917 sein Arbeitszimmer hatte. Es sind auch noch andere Schriftsteller und Dichter zu finden, die sich im Haus Nr. 12 versammelten, wie z.B. František Halas, Vítězslav Nezval oder Jaroslav Seifert.